Kuhhörner als Verdauungsorgan und spirituelle Antennen
Die biologisch-dynamischen Bauern bekennen sich zum Kuhhorn. In den Demeter-Richtlinien ist festgelegt, dass unsere Kühe Hörner tragen. Dem Vorwurf, das sei eine emotionale Entscheidung, stehen sachliche Gründe gegenüber, das Horn als wichtiges Organ für die Rinder anzusehen. Respekt vor dem Lebewesen steht an erster Stelle. Hörner und der darunterliegende knöcherne Hornzapfen sind Wesensmerkmal der Rinder als Wiederkäuer. Alle Wiederkäuer sind wunderbare Verdauungskünstler, wandeln mit ihrer ausgeklügelten Verdauung rein pflanzliches Material zu wertvollen Eiweißprodukten wie Milch und Fleisch um. Vier Mägen und ein langer Darm unterstützen sie dabei. Erstaunlicherweise haben all diese „Verdauungskünstler“ eine Gemeinsamkeit: ihnen wachsen Knochen aus dem Schädel. Denn bei Wiederkäuern – und nur dort – tritt die Ausbildung von Hörnern und Geweihen auf. Zoologisch werden diese auch als Stirnbeinfortsätze bezeichnet. Bei den Hornträgern wie dem Rind stülpt sich über den knöchernen Hornzapfen das lebenslang getragene Horn. Der Zusammenhang zwischen Hornbildung und Verdauung liegt nahe, auch wenn sein Hintergrund wissenschaftlich noch nicht eindeutig erklärt ist. Fest steht, dass der Hornzapfen ein durchbluteter und von Nerven durchzogener Knochen ist, der komplett mit dem Schädel verwachsen und über Hohlräume mit den Stirn- und Nasennebenhöhlen verbunden ist. Das Horn ist warm, reagiert auf Berührung empfindlich und lebendig.Es gibt wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass die Hörner den Tieren in tropischen Klimazonen auch zur Regulierung der Körpertemperatur dienen, also den Wärmehaushalt unterstützen.
Welche Bedeutung hat das Horn für das Tier?
Diese Frage beantwortete der Begründer der biodynamischen Landwirtschaft Rudolf Steiner 1924 wie folgt: Mit dem Horn (auch mit den Klauen) schaffe sich die Haut Stellen, um gewisse Kräfte, die aus dem Organismus hinausströmen wollen, in das Tier zurückzustrahlen. Diese zurückströmenden Kräfte stellt Steiner in Zusammenhang mit dem Stoffwechsel der Rinder, insbesondere mit der Verdauung.
Übrigens, auch der Auerochse hatte bereits mächtige Hörner.
Woraus besteht Horn?
Hauptbestandteil der Hornsubstanz sind verschiedene Keratine: schwefelhaltige, faserige Eiweißstoffe. Keratin kommt auch in Haaren, Hornhaut, Schuppen, Wolle, Federn, Borsten, Hufen, Schnäbeln….Schildpatt, auch in Spinnweben und Seide, vor. An der lebendigen Kuh ist das Horn feuchter, leichter, elastischer (und leicht schneidbar). Nach der Schlachtung, also beim toten Tier, trocknet das Horn aus und wird sehr hart. Horn wird wegen seines hohen Stickstoffgehalt (12-15%) in Form von Hornmehl - oder Spänen als Dünger verwendet.
Warum braucht ein Rind Hörner?
- Kommunikation innerhalb der Herde: Die Stellung der Hörner zur Körperhaltung anderer Kühe helfen deren Stimmung und Absichten erkennen.
- Kühlrippe / Kühlorgan – über die Hörner reguliert die Kuh ihren Wärmehaushalt; ohne Hörner ist eine Kuh ständig etwas überhitzt.
- der Hohlraum des Horns ist mit einer Nasennebenhöhle verbunden; das Gas und die Düfte, die in die Hörner strömen, vermitteln ihr Informationen darüber, wie sie den Speichel fürs Wiederkäuen bilden soll.
- Hörner dienen dazu, im Kampf die Gegnerin zu halten und nicht abzurutschen.
- Hörner werden zur Körperpflege genutzt – die Hornspitze kann auch einer Freundin zur Verfügung gestellt werden …
- Wahrnehmungsorgan: Das Bett des Horns ist stark durchblutet und hochempfindlich. Die Kühe nehmen über ihre Hörner sehr viel wahr, Töne, kleinste Erschütterungen usw.
- Regulation innen/außen: Die Kuh reguliert durch die ständige Hornbildung ihren Innenraum und stellt darüber ihr Gleichgewicht zwischen innen und außen her. (nach Martin Ott)
Bildtext: Unsere Rinderherde, ©Morgentau